Sonntag, 4. Juni 2017

Fenster zum Tod - Linwood Barclay - Eine bittere Enttäuschung



Thomas ist anders. Er leidet an Schizophrenie. Niemand nimmt ihn ernst. Wie ein kleines Kind muss er sich von Tag zu Tag kämpfen. Dabei ist er bereits 35. Sein Zuhause ist das Internet. Expliziter: Whirl365. Eine Internetseite auf der er sich in jeder Straße der Welt frei bewegen kann. Karten und Orte sind seine Lebensinhalte. Bis er eines Tages auf eine Merkwürdigkeit stößt. An einem Fenster erblickt er einen Kopf, der in einer weißen Plastiktüte zu stecken scheint. So als würde er gerade erstickt werden. Doch wer soll ihm das glauben, vor allem als wenige Tage später der Kopf nicht mehr zu sehen ist, aber dieselben Autos und Menschen auf der Straße stehen.

Das Buch beginnt brisant. Man wird sehr schnell in die Thematik hineingezogen und will wissen, was hinter dieser Sache steckt. Doch die Geschichte wird sehr schnell aufgelöst. Man kann sich nach in etwa 300 Seiten bereits denken, wie die Geschichte ausgehen wird. Es wird aus sehr vielen Perspektiven erzählt. Diese jedoch werden nicht raffiniert manifestiert, sondern decken die Geschichte relativ früh auf.


Der Ich-Erzähler Ray ist ein Illustrator. Er ist der Bruder von Thomas. Er sieht das Bild auf dem Bildschirm ebenfalls. Zunächst denkt er, dass es sich um eine Puppe handelt. Doch als weitere Morde geschehen, beginnt er seinem Bruder zu glauben. Er fängt an zu recherchieren und landet sehr bald selbst in den Radar der Täter.Vor allem diese Ich-Figur, die die größte Erzähltragweite einnimmt, ist sehr schwach ausgeleuchtet. Wenig Leben und wenig Sympathie zeichnen diese Figur aus. Schnell wird man von dem Buch gelangweilt, weil die Figuren äußerst apathisch sind.


Es gibt auch eine Liebesgeschichte in diesem Buch. Doch selbst diese ist nicht prickelnd erzählt. Sondern verläuft so unrealistisch wie der gesamte Inhalt des Buches. Man wird als Leser weder gefordert noch auf die Folter gespannt. Nach in etwa 400 Seiten löst sich das Ekstatisch komplett auf und man will das Ende gar nicht mehr wissen, weil man es sowieso bereits im Kopf konstruiert hat.


Linwood Barclay ist ein begnadend guter Thriller-Autor, der mit beinahe jedem Buch auf den Bestsellerlisten landet. „Ohne ein Wort“ und „Nachts kommt der Tod“ verdienen diese Etikettierung allemal. „Fenster zum Tod“ ist eine sehr interessante Idee. Diese wurde jedoch relativ schwach umgesetzt. Es sind 590 Seiten, die einen viele Stunden nehmen und beinahe nichts geben. Die wertvolle Zeit des Lesens sollte man definitiv in andere Bücher investieren.



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